Behandlung von Bandscheibenschäden

Neben den am häufigsten durch muskuläre Verspannungen verursachten Beschwerden gibt es eine Reihe von degenerativen Wirbelsäulenerkrankungen, die zu Rückenschmerzen und Beeinträchtigungen der Beweglichkeit führen können. Einer der häufigsten Gründe für Beschwerden an der Wirbelsäule ist der Bandscheibenvorfall (Diskushernie), der in den meisten Fällen (90 Prozent) die Lendenwirbelsäule betrifft. Er kann aber auch an der Halswirbelsäule (10 Prozent) auftreten. Es handelt sich dabei um den Austritt von Teilen der Bandscheibe in den Wirbelkanal.

Von chronischen Rückenschmerzen spricht man bei Schmerzen, die länger als 12 Wochen andauern. Sie werden meist durch einen Verschleiß der Bandscheiben verursacht. Darüber hinaus können Haltungsfehler, Bewegungsmangel und Überbelastungen für chronische Rückenschmerzen ursächlich sein.

Verursacht durch degenerative Veränderungen der Halswirbelsäule, Fehl- und Dauerbelastungen oder ein Schleudertrauma kann es auch zu einem sogenannten HWS-Syndrom (Zervikalsyndrom) kommen, das sich unter anderem durch Rücken- und Nackenschmerzen, Muskelverspannungen im Halsbereich oder Kopfschmerzen äußert.

Schmerzen im Bereich der Lendenwirbelsäule entstehen am häufigsten durch Fehl- oder Überlastung, aber auch durch degenerative Veränderungen (Abnutzungserscheinungen), wobei der Bandscheibenvorfall sicher die „interessanteste“ Veränderung ist.
Wenngleich nur 5 % aller Bandscheibenvorfälle operiert werden müssten (wenn denn die Patienten optimal „mitspielen“ würden), ist es doch leider die häufigste Behandlungsmethode und soll deshalb näher betrachtet werden.

Es gibt hierbei sowohl die Methode, eine Bandscheibenprothese einzusetzen als auch die Möglichkeit, mit der Schraubenfixierung zu arbeiten. Hierbei werden die einzelnen Wirbelkörper mittels Schrauben miteinander verbunden und so eine Entlastung der Wirbelsäule erreicht.

Bei der Implantation einer Bandscheibenprothese handelt es sich um eine Methode, die zwar schon seit einigen Jahren angewendet wird, aber zu der noch keine Langzeitstudien vorliegen. Die Mediziner erhoffen sich von dem Einsatz einer Prothese eine bessere Beweglichkeit. Das Ziel der künstlichen Bandscheibe besteht natürlich darin, die Funktionen der normalen Bandscheibe so gut wie möglich zu imitieren, sodass der Patient nicht mehr unter Schmerzen leidet und die Beweglichkeit trotz OP erhalten bleibt.
Obwohl die OP-Methode mit der Bandscheibenprothese eine echte Alternative darstellt, wird in vielen Fällen noch immer die Wirbelkörperverblockung (Spondylodese) mit einer Schraubenfixierung vorgenommen. Umgangssprachlich kann man von einer Versteifung sprechen. Dabei zählen nicht nur Probleme mit der Bandscheibe zu den Indikationen, die eine solche OP notwendig machen. Auch bei starkem Wirbelgleiten, Morbus Bechterew oder bestimmten Formen der Skoliose kann diese Technik angewendet werden, um für Stabilität in der Wirbelsäule zu sorgen.

Die Operationstechniken, die bei der Schraubenfixierung eingesetzt werden, können sich voneinander unterscheiden. So kann zum Beispiel ein beengter Raum zwischen den einzelnen Wirbeln mit einer Art „Ersatzbandscheibe“ aufgerichtet werden. Hierbei handelt es sich oft um einen Hohlkörper, der mit körpereigenem Gewebe und mit Knochenmaterial gefüllt ist. Darüber hinaus findet auch eine Verbindung der Wirbel statt. Hierfür werden spezielle Schrauben (Pedikelschrauben) und Stäbe verwendet. Diese Schrauben werden durch die Wirbelbögen bis in die Wirbel eingedreht. Dabei handelt es sich um die Wirbel, die auch versteift werden sollen. Diese Operation wird unter Vollnarkose durchgeführt. Der Arzt entscheidet, welcher Zugang im Rahmen dieser OP genutzt wird. Auch hierbei gibt es verschiedene Varianten, etwa von vorne, von hinten oder aber auch per Zugang von der Seite. Die Operation kann sowohl offen als auch in manchen Fällen als arthroskopische Variante durchgeführt werden.

Mit der Operation ist die Behandlung von Bandscheibenerkrankungen jedoch noch lange nicht abgeschlossen. Die Rehabilitationsmaßnahmen nach einer Operation sind von entscheidender Bedeutung. Der operative Eingriff ist die eine Sache, aber die Nachsorge für die nächsten Wochen und Monate ist ebenfalls wichtig. Die Reha muss hierbei individuell auf den Patienten zugeschnitten werden. Die Rehamaßnahmen bestehen unter anderem aus Kräftigungsübungen, Dehnungen und Übungen zur allgemeinen Beweglichkeit. Natürlich kommen vor allem in der Anfangszeit noch physikalische Behandlungen wie etwa Kälte, Wärme oder Strom hinzu. Diese dienen der weiteren Schmerzreduktion. Krankengymnastik, Wassergymnastik oder eine spezielle Rückenschule sind ebenfalls Bestandteile dieser umfassenden Massnahmen.

Die Heilungsdauer kann nicht sicher auf den Tag oder auf die Woche genau eingegrenzt werden, da auch während der Reha zu viele unbekannte Variablen auf Arzt, Therapeut und Patient warten. Wie spricht der Patient auf die Übungen an? Gibt es Rückschläge? Dies sind nur zwei Fragen, die einen Einfluss auf die gesamte Heilungsdauer haben. Im Durchschnitt kann eine Wirbelsäule nach einem Zeitraum von drei bis sechs Monaten wieder voll belastet werden.

Dass bei einer Reihe von Patienten nach mehr oder weniger langer Dauer erneut Wirbelsäulenbeschwerden auftreten, hat mehrere Ursachen.
Zum einen fehlt ja im operierten Segment die Beweglichkeit. Das heisst, das, was hier fehlt, müssen die benachbarten Gelenke und Bandscheiben „mit bringen“. Durch die damit verbundene stärkere Belastung nimmt natürlich auch der Verschleiß zu.
Zum zweiten schreitet natürlich der normale Alterungsprozess unaufhörlich fort.
Und zum dritten liegt die Ursache für erneute oder auch anhaltende Beschwerden im Patienten selbst. Während der Reha werden sowohl entsprechende Übungen erlernt als auch das Wissen um Entstehung, Behandlung und Vermeidung von Bandscheiben- und anderen degenerativen Erkrankungen vermittelt.
. In der Verantwortung des Patienten liegt es, dieses Wissen umzusetzen und „den inneren Schweinehund“ zu besiegen. Ärzte und medizinisches Personal können nur helfen, tun muss man selber.