Intervallfasten – Studienergebnisse

Was ist dran am Hype ums Intervallfasten?

37% weniger Kalorien nahmen die Studienteilnehmer durchschnitt­lich zu sich, nachdem sie vier Wo­chen alternierend gefastet hatten.

„Intervallfasten ist eine effektive Methode zur Gewichtsreduktion und hat positive Auswirkungen auf die Gesundheit“ – so lautet das Ergebnis einer aktuel­len Studie. Doch ganz so einfach ist es wohl nicht.

Von Anne Biurle

Neu-Isenburg. Intervallfasten wirkt sich positiv auf Gewicht und be­stimmte Stoffwechselparameter aus, die unter anderem mit einer längeren Lebensdauer assoziiert sind, berich­ten Forscher der Universität Graz. Dabei scheint auch das mehrmonatige alternierende Fasten keine negativen Auswirkungen zu haben (Cell Meta­bolism 2019; 30:1-14).

In ihrer Studie untersuchten Dr. Slaven Stekovic und sein Team, wie sich ein vierwöchiges Intervallfasten auf Gewicht, Kalorienzufuhr und kar­diovaskuläre Parameter auswirkt. Die 60gesunden und normalgewichtigen Studienteilnehmer nahmen dafür für 36 Stunden keine Nahrung zu sich und konnten in den darauffolgenden 12 Stunden so viel essen, wie sie woll­ten. Dieser Zyklus wurde aufeinan­derfolgend vier Wochen lang beibe­halten. Bei einer Kontrollgruppe gab es keine Ernährungsrestriktionen.

Um sicherzustellen, dass die fas­tenden Teilnehmer auch tatsachlich keine Nahrung in den 36 Stunden zu sich nahmen, erfassten die Wissen­schaftler über einen Sensor perma­nent den Blutzuckerspiegel. Zudem führten die Probanden ein Ernäh­rungstagebuch, und ihre Blutwerte wurden sowohl an Fasten- als auch Nicht-Fasten-Tagen erfasst.

Die fastenden Probanden konnten ihre Kalorienzufuhr um 37Prozent reduzieren, Sie hatten durchschnitt­lich 3,5 Kilogramm abgenommen, und

ihr BMI ging um 1,23 kg/m 2 zurück. Positiv wirkte sich das Intervallfasten auch auf physiologische und kardio­vaskulare Parameter aus: So stieg die Konzentration von Ketonkörpern im Blut, die mit präventiven Effekten auf die Gesundheit in Zusammenhang ge­bracht werden. Die Konzentration blieb dabei selbst im Zeitraum hoch, in dem die Teilnehmer so viel essen konnten, wie sie wollten. Nach vier Wochen alternierenden Fastens sei auch die Konzentration von 3-Hydro­xybutyrat gestiegen, für die kürzlich kardioprotektive und Anti-Aging-Ef­fekte nachgewiesen worden seien, be­richten die Forscher weiter.

Negative Folgen stellten Stekovic und Kollegen nicht fest, die Knochen­masse habe sich bei den Fastenden nicht reduziert und auch die Kno­chendichte sei nur marginal verrin­gert gewesen. Derartige negative Wir­kungen seien in vorherigen Studien festgestellt worden.

In einer weiteren Untersuchung haben die Forscher die Langzeit-Aus­wirkungen des Intervallfastens analy­siert. Sie erfassten dazu die Daten von 30 Probanden, die bereits vor Studi­enbeginn mehr als sechs Monate lang alternierend gefastet hatten. Auch ihre Daten wurden mit denen von Probanden verglichen, die sich ohne Einschränkung ernähr­ten. Hier stellten die Wissenschaftler bei der fastenden Gruppe eine geringere Konzentration von Cholesterol, LDL, VLDL und Triglyzeriden im Ver­gleich mit der Kontrollgruppe fest. Auch war die Menge von slCAMl ge­ringer, einem Biomarker für a1tersbe­dingte Erkrankungen und Inflamma­tion. Für Stekovic und sein Team ist Intervallfasten damit eine Maßnah­me, ,,die in der Klinik relevant für die Gewichtsreduktion werden könnte“,

Die Studie hat jedoch nur die Aus­wirkungen des alternierenden Fas­tens mit einer normal essenden Kont­rollgruppe verglichen. Ob die positi­ven Wirkungen tatsachlich auf das In­tervallfasten oder auf die bloße Kalo­rienreduktion zurückzuführen sind, bleibt unklar. ,,Ein direkter Vergleich mit einer herkömmlichen Kalorienre­duktion fehlte, sodass keine Aussagen getroffen werden können, ob das In­tervallfasten besser ist als herkömmli­che Methoden der Kalorienredukti­on“, gibt auch Dr. Tilman Kuhn vom Deutschen Krebsforschungszentrum (DKFZ) auf Anfrage des Science Media Centers zu Bedenken. Belastba­re Daten, ob alternierendes Fas­ten wirklich zur Therapie ein­gesetzt werden kann, fehlten.