Nachdem wir im Jahr 2022 einen regelrechten Run auf unsere Praxis erlebten, ist die Nachfrage nach der Grippeschutzimpfung in den folgenden Jahren spürbar zurückgegangen. Aber die Gefahr ist längst nicht vorbei. Immer schon gab es Phasen relativer Ruhe, und immer wieder ereigneten sich zum Teil schwere Grippe-Epidemien. Im vergangenen Jahr hielten sich die Influenza-Fälle zwar im Rahmen, aber einigen Patienten ging es mit der neuen „Errungenschaft“ auch gar nicht gut. Also vielleicht doch noch mal über eine Schutzimpfung nachdenken …?
Unsere dringende Bitte daher an alle unsere Patienten: Es ist auch für die Saison 2024/235 genügend Impfstoff vorhanden. Nutzen Sie bitte die Gelegenheit zur Grippe-Schutzimpfung!
Grippe: Nur jeder zweite Risikopatient ist geimpft
Noch immer scheuen viele Menschen die Grippeimpfung, und das umso mehr seit der Corona-Pandemie. Besonders gefährdet sind Schwangere, über 60-Jährige und chronisch Kranke, bei denen es zu sehr schweren Verläufen und Todesfällen kommen kann. Umso wichtiger ist es, dass der Hausarzt Risikopatienten aufklärt. Da die lnfluenzasaison auf der nördlichen Halbkugel üblicherweise erst Mitte Mai endet, lohnt sich auch eine späte Impfung noch.
Keine andere Infektionskrankheit ist weltweit für so viele Krankheitsfälle verantwortlich und fordert eine so große Zahl an Toten wie die Influenza (wenn wir mal die „Konkurrenz“ Corona ausklammern). In der Grippe-Saison 2017/18 starben allein in Deutschland über 25.000 Menschen. Zu den berühmtesten Pandemien zählen die Asiatische Grippe im Jahr 1957, die Hongkong-Grippe im Jahr 1968, die Russische Grippe 1977/78 und im Jahr 2009 die Schweinegrippe.
Ein Grippeinfizierter ist schon mindestens einen Tag vor Beginn der ersten Krankheitszeichen hochansteckend. Kein Wunder also, dass die Influenzaviren in der überfüllten U-Bahn, im Theater oder in der Familie leichtes Spiel haben. Besonders gut gelingt die Übertragung der Erreger auf lnterkontinentalflügen. Die niedrige Luftfeuchtigkeit im Flieger lässt die Atemwegsepithelien (= Schleimhäute) austrocknen – beste Voraussetzungen für Passagiere im Umkreis von einem Meter, sich zu infizieren.
2018: ein B-Jahr
Das Jahr 2018 übertraf zahlenmäßig viele der bisherigen Aufzeichnungen zu Grippeinfektionen. In den Spitzenzeiten von Anfang Februar bis Anfang März wurden dem Robert Koch- Institut (RKI) jede Woche mehr als 60.000 Neuerkrankungen gemeldet. Da jedoch längst nicht jeder Erkrankte getestet wird, wird die tatsächliche Zahl auf mehr als 300.000 Menschen wöchentlich geschätzt – auf das Jahr 2018 hochgerechnet waren das insgesamt zwei Millionen Influenzafälle. Was diese Saison auszeichnete, war das Auftreten von Influenza B bei 70% der Infizierten. Es kommt selten vor, dass einer der beiden B-Virustypen so stark dominiert. Ausgerechnet im Jahr 2018, als die WHO-Empfehlung für den trivalenten Grippeimpfstoff neben den beiden A- Typen die B-Variante Viktoria enthielt, kam es zu einer Epidemie mit dem B-Typ Yamagata. Kein Wunder also, dass in
diesem Jahr auch viele geimpfte Personen erkrankten. Einer solchen Impfschlappe soll nun der quadrivalente (4- fach) Impfstoff entgegenwirken. Er beinhaltet neben den beiden Influenza-A-Varianten H1N1 und H3N2 die beiden B-Typen Yamagata und Viktoria. Im Jahr 2019 dominierte wieder die Influenza A, meist mit dem Subtyp H1N1, und die Zahl der Erkrankungen pendelte sich auf das alljährlich übliche Maß ein.
Vor allem Schwangere zögern mit der Grippeimpfung
Noch immer werden die vom RKI gewünschten Impfraten bei weitem nicht erreicht. Nur jeder Zweite aus den Personengruppen, denen die STIKO zur jährlichen Impfung rät, folgt denEmpfehlungen. Besonders zurückhaltend sind Schwangere, obwohl sie aufgrund immunologischer Veränderungen in dieser Zeit ein besonders hohes Risiko für einen