Umweltziele der WHO

Luftverschmutzung, Influenza, Resistenzen & Co: WHO definiert globale Bedrohungen

Die Weltgesundheitsorganisation WHO hat die grössten globalen Gesundheits­bedrohungen für die nächsten fünf Jahre definiert. Diese sollen mit geziel­ten Programmen bekämpft werden.

Von Thomas Meißner

In ihrer strategischen Planung hat die Welt­gesundheitsorganisation (WHO) für die Jahre 2019 bis 2023 ein ,,Drei-Milliarden-Ziel“ formuliert: Eine Milliarde Menschen mehr als bislang sollen verbesserten Zugang zur Gesund­heitsversorgung erhalten, eine Milliarde mehr sollen vor Gesundheitsbedrohungen geschützt werden und eine Milliarde mehr Menschen soll es 2023 gesund­heitlich besser gehen als heute. Dafür setzt die Orga­nisation zehn Schwerpunkte, die sie mit gezielten Programmen bearbeiten möchte,

An erster Stelle stehen dabei Luftverschmutzung und Klimawandel. Neun von zehn Menschen atmen der WHO zufolge verschmutzte Luft. Sieben Millio­nen Menschen pro Jahr sterben deshalb vorzeitig an Krebs, Schlaganfall sowie an Herz- und Lungen­erkrankungen – etwa 90 Prozent dieser Todesfalle passieren in Ländern mit niedrigem bis mittlerem Einkommen. In diesem Zusammenhang rechnet die WHO zwischen 2030 und 2050 mit jährlich 250.000zusätzlichen Todesfällen, deren direkte Ursachen Unterernährung, Malaria, Diarrhoe und Hitzestress sein werden. Selbst wenn alle Versprechungen und Zusagen des Pariser Klimaabkommens eingehalten würden, geht die WHO davon aus, dass sich das Klima in diesem Jahrhundert um mehr als 3°C erwärrnen wird.

Natürlich wird sich die Organisation weiterhin für die Prävention von Diabetes, Krebs und Herzkreis­lauferkrankungen einsetzen. Besonders fallen bei Durchsicht des Fünfjahresplans jedoch die in gleich mehreren der zehn Punkte dokumentierten Probleme mit Infektionskrankheiten auf.

Influenza: ,,Die Welt wird mit einer neuen Influen­za-Pandemie konfrontiert werden“, heißt es in dem Papier, man wisse nur nicht, wann diese passieren wird und wie schwer sie sein werde.

Zunehmende Resistenzen gegen Antlblotlka: Diese bereiten der WHO Sorgen. So waren im Jahre 2017 Tuberkulose-Erreger bei weltweit 600.000Menschen resistent gegen Rifampicin, 82 Prozent dieser Patienten wiesen Multidrug-Resistenzen auf. Auch gegen Gonokokken, Salmonellen und Pneumo­nie-Erreger stehen immer weniger Mittel zur Ver­fügung. Kritisiert wird wieder einmal der Über­gebrauch von Antibiotika in der Medizin und in der Tierproduktion.

Ebola: Die zwei Ausbrüche, die allein 2018 im Kongo bekämpft werden mussten, werden ebenfalls angesprochen und sollen im Rahmen eines Programms zur Vorbereitung auf schwere Gesund­heitsbedrohungen mit adressiert werden.

Widerstand oder Ablehnung von Schutzimpfun­gen: Diese werden weiterhin von der WHO kritisiert (wir berichteten kurz). Beispielhaft genannt wird der Anstieg von Masernerkrankungen um global 30 Pro­zent. Auf der anderen Seite gibt es Erfolge zu verrnel­den, etwa was die Verbreitung des Poliovirus in Af­ghanistan und Pakistan angeht, 2018 waren aus bei­den Ländem weniger als 30 Erkrankungen gemeldet worden. ,,Impfungen gehören zu den am meisten kosteneffektiven Möglichkeiten, Krankheiten zu ver­meiden“, heißt es. ,,Gegenwärtig verhindern sie zwei bis drei Millionen Todesfälle pro Jahr und weitere 1,5 Millionen könnten verhindert werden, wenn global der Zugang zu Impfungen verbessert würde.“ Die Ursachen dafür, warum Menschen sich nicht impfen lassen, seien komplex. Mitarbeiter in Gesundheitsberufen hatten auf diese Frage großen Einfluss. Speziell fördern möchte die WHO unter anderem die Bemühungen um die HPV-Impfungen zum Schutz gegen Zervixkarzinome.

Dengue-Fleber: Dort schließt sich in gewisser Wei­se der thematische Kreis vom Klimawandel hin zu den gefährlichen Infektionskrankheiten. Denn viele dieser Erkrankungen treten während der Regenzeit in Bangladesch und Indien auf. Die Regenzeit hat sich im Vergleich zu früher signifikant verlängert.

Die Folge: In Bangladesch gab es 2018 so viele Dengue-verursachte Todesfälle wie seit zwei Jahr­zehnten nicht mehr. Inzwischen breitet sich die Krankheit in Gegenden aus, wo sie bislang unbe­kannt war, nach Nepal zum Beispiel. Von 390 Millio­nen Infektionen und 20.000Toten pro Jahr geht die WHO aus. Von 2012 bis 2020 wollte die WHO die Sterberate um 50 Prozent reduziert haben – man wird sehen.

HIV: Ja, es gab enorme Fortschritte bei der Identi­fikation der Patienten, deren Behandlung sowie prä­ventiven Maßnahmen. Doch noch irnmer sterben fast eine Million Menschen jährlich an HIV/Aids. Heute leben auf dem blauen Planeten 37 Millionen HIV-positive Menschen. Gerade die Hochrisiko­gruppen – Sexarbeiter, Gefängnisinsassen, Männer, die Sex mit Männern haben oder Transgender – sind für Initiativen schwer zu erreichen oder können in manchen Ländern Gesundheitsangebote nicht nutzen. In Subsahara-Afrika, so die WHO, seien zu­nehmend junge Frauen zwischen 15 und 24 Jahren gefährdet. In diesem Jahr will sich die WHO beson­ders für die Verbreitung von Selbsttests einsetzen, damit die Zahl unerkannter HIV-Infektionen abnimrnt und somit die prinzipielle Chance auf eine Behandlung steigt.