Allergien

Allergien (Nahrungsmittel, Pollen)

Allergien auf Nahrungsmittel können Ursache für bestimmte Erkrankungen sein oder diese unterhalten. Werden sie nicht erkannt, kann die Erkrankung nicht mit dauerhaftem Erfolg behandelt werden.

Allergische Reaktionen auf Nahrungsmittel können bereits im frühesten Säuglingsalter vorliegen oder mit zunehmendem Alter erworben werden.

Besonders oft bestehen Allergien gegen Milch, Milchprodukte, Eier, Weizen, Sojaprodukte, Nüsse (oft nur gegen einige Sorten wie z. B. Haselnuss, Walnuss), manchmal gegen bestimmte Gemüse oder Fisch und häufig aber auch gegen Getreide wie Weizen, Roggen, Hafer.

Durch Nahrungsmittelallergien ausgelöste oder unterhaltene Erkrankungen können z. B. sein

– Neurodermitis
– Psoriasis (Schuppen echte)
– Heuschnupfen
– Asthma bronchiale
– Kontaktallergien
– Akne vulgaris
– Migräne
– Kopfschmerzen
– Chronische Durchfälle
– Divertikulitis des Darmes
– Morbus Crohn, Colitis ulcerosa
– Hyperkinetisches Syndrom der Kinder – Auswirkungen auf die Psyche

Manchmal sind die Symptome auch leichter, es besteht z. B. lediglich eine Neigung zu Blähungen nach dem Essen (sehr oft ein Hinweis auf Nah- rungsmittelallergie) oder chronische Müdigkeit, evtl. Schlafstörungen, bei Kindern unruhiges Verhalten oder Aggressivität. In vielen Fällen führt eine bereits bestehende Nahrungsmittelallergie überhaupt erst dazu, dass ein Mensch zusätzlich auch noch auf andere Stoffe allergisch reagiert.

Aufgaben des Darms und einer gesunden Keimbesiedlung

Die Darmschleimhaut erreicht durch ihre Falten und Zottenbildung eine Ober äche von über 200 Quadratmetern. An dieser Fläche ist sie intensiver als jeder andere Körperbereich der Konfrontation mit körperfremden Stoffen aus der Nahrung sowie Mikroben ausgesetzt.

Diesem Ansturm kann die Darmschleimhaut nur unter der Mitwirkung körperfreundlicher Bakterien standhalten. Diese Bakterien liefern wichtige Beiträge für die Körperfunktion und leben selber auf und mit der Darmschleimhaut. Man nennt dieses freundliche Zusammenleben Symbiose. Insgesamt nden sich etwa 1014 Keimarten auf der Darmschleimhaut, also 100 000 Milliarden – eine unvorstellbare Zahl.

Die normale, gesunde Darmflora

– bildet eine Barriere gegen das Eindringen krankmachender Keime und schützt damit vor Infektion.

– stimuliert und trainiert das zum Darm gehören- de Immunsystem, das größte lymphatische Organ des gesamten Körpers, also die körpereigene Abwehr.

– schützt den Körper vor der Aufnahme von allergieauslösenden Stoffen aus der Nahrung.

– fördert die Bildung von Folsäure und Immunglobulin-A (schützender Film auf den Schleim- häuten, der Allergenen und Keimen den Durchtritt in den Körper verwehrt).

– schützt den Körper vor der Bildung giftiger Stoffwechselprodukte krankmachender Bakterien (die u. a. leber- und nerven-belastend wirken).

– schützt vor Verstopfung (regt die Bildung bestimmter Stoffe an, die zur Verdauung notwendig sind).

Verändert sich die normale (physiologische) Stoffwechsellage im Darm (z. B. durch unverträg- liche Nahrungsmittel) können „falsche“ (pathologische) Keime heranwachsen und sich vermehren, z. B. auch Darmpilze. Die gesunde Darmflora wird zurückgedrängt und kann damit ihre normalen Aufgaben nicht mehr erfüllen. Diesen Zustand nennt man Dysbiose oder Darmfehlbesiedlung. (Eine solche Dysbiose kann auch schon durch die ganz „normale Zivilisationskost“ erzeugt werden).

Ablauf einer allergischen reaktion auf Nahrungs- mittel

Wird ein Lebensmittel gegessen, auf das der Organismus allergisch reagiert, führt dies sofort bzw. nach einiger Zeit zu schwerwiegenden Veränderungen im Körper:

1. In der Darmschleimhaut wird durch den Kontakt mit dem allergenen Nahrungsmittel Histamin freigesetzt (Antigen-Antikörper-Reaktion). Histamin ist der Stoff, der unter anderem zur Schwellung von Schleimhäuten (verstopfte Nase) und Augentränen oder zu Quaddelbildung der Haut führen kann. Es ist auch bekannt, dass der Genuss histaminhaltiger Speisen Migräne auslösen kann.

2. Durch die veränderte Stoffwechsellage entsteht eine pathologische (krankhafte) Keim- besiedlung (Dysbiose, s.o.).

3. Die pathologische Darmflora selbst produziert Stoffe, die für den Körper sehr giftig sind: z. B. Indole, Phenole, Skatole, Ammoniak. Da die Darmwand bei einer Keimfehlbesiedlung zudem noch besonders ungeschützt und deshalb durchlässig ist, können diese Gifte in die Blutbahn aufgenommen werden (Wirkung u.a. auf der Haut, Bronchien, evtl. Nervensystem).

4. Eine Keimfehlbesiedlung des Darms begünstigt immer auch das Wachstum von Pilzen (besonders Candida albicans). Die von ihnen produzierten Pilzgifte gelangen über die Darm- wand in den Körper und können selbst direkt Krankheiten erzeugen (bestimmte Asthmaformen, Hauterkrankungen etc.) oder bestehende Krankheiten unterhalten.

5. Die im Bereich des Darms gelegenen Lymph- knoten stellen etwa 80% der körpereigenen Abwehr dar. Bei einer Fehlbesiedlung des Darmes wird diese Abwehrfunktion gestört. Häufig müssen dann Abwehrorgane mit ähnlicher Gewebestruktur diese Aufgabe zum Teil zusätzlich übernehmen: Gaumen- und Rachenmandeln.

Vergrößerte Mandeln oder Polypen bei Kindern sind oftmals die Folge einer solchen Abwehr- schwäche des Darms. Vergrößerte Polypen verlegen den inneren Gehörgang, was zu häufigen Mittelohrentzündungen führen kann. Werden sie deshalb dann operativ entfernt, treten zwar weniger Mittelohrentzündungen auf, die eigentliche Ursache, nämlich eine Nahrungs- mittelallergie, ist damit nicht beseitigt. Die Symptome verschieben sich häufig auf einen anderen Körperbereich.

Ist ein bestimmter Punkt im Größenwachstum der Polypen noch nicht überschritten, führt bei diesen Kindern allein das Erkennen und Weglassen von unverträglichen (allergen wirksamen) Nahrungsmitteln oft schon zu einer ausreichenden Rückbildung, so dass eine Operation überflüssig wird. Zudem sinkt die Infektneigung.

Dr. med. Bernd Ramme, Präsident der DAA e.V.