Schlaganfall

Gewöhnlich kommt der Schlaganfall „auf einen Schlag“, das suggeriert bereits der Name. Dem ist aber bei weitem nicht so, denn oftmals gibt es Vorboten, die allerdings nicht bemerkt – oder besser – beachtet werden.

Um das zu verstehen, müssen wir einen kleinen Ausflug in die „Entstehungsgeschichte“, die Ätiopathogenese, machen. Schlaganfälle können, einfach gesagt, auf zwei unterschiedlichen Mechanismen beruhen, zum ersten auf einer Blutung im Schädelinneren und zum zweiten durch eine Minderdurchblutung bestimmter Hirngebiete.

Sogenannte Intrazerebralen Blutungen entstehen z. B., wenn ein verkalktes Blutgefäß durch zu hohen Druck reißt oder wenn es durch ein Schädel-Hirn-Trauma oder eine Schädelprellung zur mechanischen Beschädigung eines Blutgefäßes im Schädelinneren kommt. Dann tritt Blut aus, es bildet sich ein Bluterguss, der seinerseits auf bestimmte Hirnareale Druck ausübt und dort zu einer Funktionsbeeinträchtigung führt.

Das Gegenteil passiert bei einer Minderdurchblutung, z. B. wenn sich ein verkalktes Hirngefäß durch einen Thrombus (Blutgerinnsel) zusetzt oder wenn durch zu niedrigen Blutdruck – bei alten Menschen häufig durch Austrocknung wegen Flüssigkeitsmangels – die Sauerstoffversorgung des Gehirns nicht mehr ausreicht. In selteneren Fällen können das auch einmal Gefäßspasmen sein (krampfartiges Zusammenziehen kleiner Blutgefäße), die dann in der Regel stressbedingt sind und auch einmal jüngere Menschen betreffen können. Auch hier kommt es zur Schädigung betroffener Hirnabschnitte.

Beide Situationen sind gefährlich und bedürfen sofortiger Hilfe, denn die Toleranz der Nervenzellen im Gehirn gegenüber Sauerstoffmangel ist sehr begrenzt. Man spricht vom sog. Zeitfenster. Dieses Zeitfenster darf maximal 2 Stunden betragen. Danach ist das Gehirn irreversibel geschädigt, das heißt, es bleiben Dauerschäden zurück.

Doch noch einmal zurück an den Anfang. Hier war von Vorboten die Rede. Diese treten meist passager, vorübergehend auf und werden deshalb oft übersehen. Am besten können das Angehörige beurteilen, denn sie kennen die betreffende Person am besten.

Aufmerksamkeitsstörungen, Wortfindungsstörungen, Vergesslichkeit, Müdigkeit, Schwächezustände, unerklärliche Dämmerzustände, Wesensveränderungen, starke Kopfschmerzen usw. können erste Anzeichen für einen drohenden Schlaganfall sein. Oftmals treten solche Veränderungen nur leicht und kurzzeitig auf, und deshalb wird ihnen oft keine Bedeutung beigemessen.

Darum die dringende Bitte an alle: Wenn Ihnen an Ihren Angehörigen Dinge auffallen, die auf eine gestörte Hirnfunktion hindeuten, rufen Sie baldmöglichst einen Arzt. Das gilt erst recht bei bereits bestehenden Ausfallserscheinungen. Hier ist es berechtigt, über den Notruf 112 den Rettungsdienst zu alarmieren, denn diesen Patienten kann nur in einer sogenannten Stroke-Unit (Schlaganfall-Spezialeinheit, hier im ÖHK Mühlhausen) innerhalb der ersten zwei Stunden effektiv geholfen werden.

Ihr Praxis-Team